Als ich am Freitagmorgen viel zu früh in den Brummi steige surrt hinter mir schon hochmotiviert der Kühlschrank. Ein eindeutiges Zeichen, eigentlich, dass jetzt Urlaub ist und nichts mehr zu erledigen. Heute allerdings stimmt das nicht.
Zwei letzte Fahrstunden stehen auf der Agenda. Mögliche Prüfungsstrecken gilt es zu erkunden und die Grundfahraufgaben wieder wachzurufen, um bei der Prüfung in der kartoffelig durchgeplanten Abfolge langsamer und zügiger hin- und her- Slalomfahrerei nichts zu verwechseln. Ich könnte auf dem Vorderreifen rückwärts bergauf 1a anfahren: böge ich anschließend falschrum in den Parcours, den Lappen müsste ich mir abschminken. Die Reihenfolge muss stimmen. Die Prüferin will Häkchen machen, auf ihrer Liste. Meine gewissenhafte Vorbereitung gibt, so hoffe ich. Grund zur Hoffnung auf gute Häkchenergebnisse.
Zurück Zuhause werfe ich die Motorradsachen erstmal in die Ecke, schnappe Hund und Fahrrad und mache selbst Häkchen, und zwar auf der digitalen Packliste. Dann telefoniere ich mich durchs halbe Ruhrgebiet auf der Suche nach Ivos neuem Fahrradanhänger, der eigentlich heute in Bochum abholbereit sein sollte und finde heraus, dass mir noch eine Reise nach Gelsenkirchen bevorsteht, um die Kiste einzusammeln. Nervig, aber notwendig, der Ausflug in die falsche Richtung.
Um 14 Uhr geht es dann endlich, mit Anhänger und richtig Bock auf Urlaub, los in Richtung Weser. Da, auf dem Campingplatz Großer Weserbogen, komplettiert der Brummi das Lager zwischen seinen großen Kumpels von Pössl und Sunlight und nach einer Runde Gassi sitzen ich abends geschafft aber zufrieden mit Steffi und Silke bei Radler und Fladenbroten zwischen den Autos.
Leider haben wir ein bisschen Pech. Einerseits, weil das Wetter Regen verspricht und nicht so recht verraten will, wann und wie viel davon kommen soll. Andererseits, weil die Fähre über die Weser, die uns nach Bad Oeynhausen hätte fahren können, gerade nicht fährt. Und drittens, weil, ja, ich sag das mal so deutlich, eine Gruppe Essener Asis auf den Plätzen hinter uns ihr dauerpöbelndes Rudel Kacktölen weder erzogen noch im Griff hat, was dazu führt, dass die verfettete Jack-Russelin Pipilotta alle Ermahnungen, „getz do’ma die Fresse“ zu halten, in den Wind schlägt. Es. Ist. So nervig.
Umso besser, dass unsere eigenen Vierbeinigen Platzwarte die Nerven behalten und sich nicht auf Pipilottas Kläff- Niveau herablassen. Danke, Rasta und Ivo.
Am nächsten Tag erkunden wir zwangsläufig die Halbinsel, da wir ja ohne Fähre Armanda nicht das andere Ufer erreichen und Steffi ihr Kanu im Sunlight- Keller lässt. Wir schwitzen endlose Schotterwege entlang, scheuchen die Hunde aus den moorigen Pfützen und sitzen den einzigen Regenschauer mit einem Eis unter den Bäumen eines Bauerncafés aus, während die Fifis wild mit der schüchternen Hofhündin flirten.
Als wir endlich unter den Markisen zurück sind fehlt uns der letzte Funke Aufraffung, um Steffis Kanu zusammenzubauen und zu Wasser zu lassen. Der Abend endet im wirklich guten Biergarten des Platzes bei einer Runde Pizza mit Blick auf einen See und 100 Wespen, bevor ich auch heute todmüde ins Brummibett kraxele. Nachdem das Aufstelldach nun den einen oder anderen Schauer vollkommen unbeeindruckt überstanden hat spare ich mir den Blick auf die nächtlichen Wetteraussichten und freue mich auf jedes Wetter, bei dem ich nicht übermäßig zu schwitzen habe.
Und dann ist Teil 1 meines Urlaubs, der mit den zwei tollen Nachbarinnen, auch schon wieder vorbei.
Morgen geht es weiter, dann nur noch mit einer Nachbarin, ein Stück nach Norden, ans Steinhuder Meer. Mal schauen, ob, was nach beige-braunen Rentner- Vibes klingt, am Ende doch lebendiger ist, als sein Ruf.






