…und überall Gewässer 2 – Steinhude am Cache

„Soll ich? Oder lieber nicht?“ Steffi steht, die Taschenlampe in der einen, die Hundeleine in der anderen Hand unter der Buche. „Von mir aus, mach!“ nicke ich, nehme ihr den Hund ab und drücke ihr im Tausch meine kleine Taschenlampe in die Hand, die sie an ihre Hose klipsen kann. „Da hinten guckt sicher gleich einer und ruft die Bullen…“ kichert sie. „… aber das erklären wir denen dann. Oder sind schon lange weg, bis die hier sind!“ Dann klettert sie zügig zwischen den Astgabeln in Richtung Dose. 

Seit Steffi gestern ihren allerersten Geocache geloggt hat ist sie ein bisschen angefixt. Oder ein bisschen viel. Los ging es mitten in Steinhude, direkt an der Promenade, mit einem Misserfolg. Steffi hatte keine Ahnung, was wir suchen und ich hatte die Ahnung, dass wir zwischen den ganten Oberverdachtschöpferrentnern, die am Sonntagmittag hier über den Steg schlendern, keine guten Chancen haben, diesen Nano zu loggen. 

Ein paar Meter abseits beschlossen wir, eine Pause zu machen und die Szene zu beobachten. Immer mal wieder kamen einzelne Menschen oder Pärchen, inspizierten die richtige Stelle, zogen dann aber, vermutlich erfolglos, von dannen. „Das machen ja voll Viele!“ wunderte sich Steffi da noch. Sie wusste ja auch noch nicht, was den Reiz ausmachen kann.

Auf unserem Rückweg über den Steg beobachteten wir dann zwei ältere Damen, die verdächtig unverdächtig den Steg ansahen. Auf mein: „Sucht ihr noch oder findet ihr schon?“ reagierten sie mit einem Lächeln, waren aber genauso erfolglos wie wir. Dann beschlossen wir, dass Nanos doof und die Stelle zu belebt war, und gingen weiter. 

Die nächste Chance auf Steffis ersten Cache sollten wir am anderen Ende des Steges haben, in einem Gebüsch, etwas abgelegen. Als wir ins Gemüse abbogen trafen wir dann mehr oder weniger überraschend noch einmal auf die beiden Cacherinnen, die uns nun strahlend einen PETling übergaben, Steffi lernte Grundlagen übers bewusste oder unbewusste Besserverstecken, übers Loggen und den Zustand hochfrequentierter Dosen und stand, noch ohne richtigen Sucherfolg, im ersten Logbuch ihrer jungen Cacherinnenkarriere. 

Seitdem haben wir gestern noch im strömenden Regen einen wirklich witzigen Micro gehoben, haben mithilfe genauen Log-Studiums einen fiesen Nano erkämpft und ja, das ging schnell, Steffi hat sich gleich mal einen Premium Account angelegt, um das volle Cacheerlebnis zu sehen. 

Eben ware wir an ihrem ersten TB- Hotel, haben erkundet was TBs und Coins so machen, wieso man so gut drauf aufpassen sollte und wie man die Reisenden überhaupt loggt.

Jetzt steht sie also nachts im Baum, knuppert im Stockfinstern einen XL PETling aus einem Vogelhäuschen und freut sich, dass ihr Gassi- Leben einen vollkommen neuen Sinn hat.

Zurück am Auto schwärme ich von zauberhaften Multis, warne vor Kurzlogs, versuche Begriffe wie UTM und ROT13 zu erklären, berichte von meinen Anfängen ohne Smartphone und komme mir vor wie so ein alter Seebär, der abends im Hafen im Schaukelstuhl von seinen vielen Reisen berichtet. „Damals, da hatten wir noch keine Karten. Wir hatten ein ETrex um den Hals und eine Mappe im Auto, in denen waren die Listings, damit wir unterwegs spontan was suchen konnten, wenn wir wollten. Steffi schaut mich an als würd ich von einem anderen Jahrtausend erzählen. Wie das ohne Karte und Handy ging, werde ich ihr schwer vermitteln können. 

Aber sie hat ja auch ihr Handy und wenn sie mag, kann sie mein altes Seebärenwissen natürlich jederzeit anzapfen. So wie ich damals, 2007, das der alten Hasen angezapft habe. 

So klingt der Abend aus, auf dem Stellplatz in Steinhude, zwischen den vielen riesigen Wohnmobilen, und wir schmieden vorsichtig Pläne für den ersten gemeinsamen Multi. Ehrlich gesagt gar nicht, weil ich den Punkt auf der Karte will, aber gemeinsam losziehen, knoblen, Dinge tun, das hat auch nach 15 Jahren seinen Reiz nicht verloren.

Viel Erfolg beim Erkunden deiner Homezone, Steffi. Aber wie ich dich und deinen Tatendrang einschätze hast du die in wenigen Monaten einigermaßen im Griff.  

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