Lüneburg

Wenn man nicht jede Nacht seiner Reise vorausplant, dann muss man zuweilen Lücken schließen. So ein Tag ist heute. Lüneburg, dachte ich, das passt doch in eine dieser Lücken, und buchte eine Nacht auf dem Campingplatz Rote Schleuse.

Ich will mit offenen Karten spielen: Ich habe keine Schleuse gesehen. Erst recht keine rote. Wer diesen Beitrag für rote-Schleusen-Content angeklickt hat möge schnell weiterziehen, bevor er sich ärgert. Hier jedenfalls geht es gleich um olles Sanitär, ne Spüle am Klo, reiche Nachbarn, einen Schwimmteich und kein Eis in der Stadt.

Hier stehe ich auf dieser Runde zum ersten mal nicht so recht parzelliert. Manchmal finde ich eine Hecke, die dem Hund die Größe seines Zuständigkeitsbereichs erklärt, recht praktisch, damit der Hausmeister auf seiner Scholle bleibt und nicht direkt zum Platzwart wird. Hier aber stehe ich so nett zwischen Bäumen im Schatten, dass die Heckenvermissung gen null tendiert. Der Platz ist recht übersichtlich. Herzstück ist, das macht schon die Webseite klar, ein Schwimmteich in der Mitte der Anlage, in dem nachmittags die Kinder und abends die Kröten quaken. Ringsum stehen reichlich Kastenwagen, einige Weißware und, aus Platzgründen direkt an der Einfahrt, eines dieser rollenden Einfamilienhäuser.

Alles, was draußen ist und auch die Rezeption, die in einer Art Kneipensituation ihren Sitz hat, erobert mich sofort. Einzig das Sanitär stinkt im wahrsten Sinne dagegen ein bisschen ab. Die Anlagen sind nicht mehr neu, das allein macht mir auch wirklich gar nichts. Allerdings sieht man dem Reinigungsstandard der Toiletten eine – wohlwollend formuliert – gewisse Betriebsblindheit hat. Das nötigste, untenrum, ist gut in Schuss. Davon, den Blick über den Tell… Schüsselrand hinaus etwa auf die Fensterbänke schweifen zu lassen, möchte ich allerdings abraten.

Nach dieser ernüchternden Erfahrung hadere ich mit mir, ob ich wirklich hier duschen möchte oder ein nächtlicher Ausflug zu den Kröten und eine anschließende Katzenwäsche an meiner Außendusche genügen sollen. Ich beschließe aber, wenigstens einen Blick in die Nasszellen zu wagen und vielleicht mit zugekniffenen Augen, oder im Halbdunkeln, einen Versuch zu starten. Glücklicherweise haben meine Mitcamperinnen hier beste Manieren bewiesen und ich finde eine wirklich okaye Duschsituation vor, vor der ich mich gar nicht hätte fürchten müssen.

Tapferkeit erfordert dann erst wieder das Abspülen meines Geschirrs an der Außenspüle des Sanitärgebäudes. Die befindet sich nämlich neben der Tür der WC-Entsorgungsstation. Beschissen geplant, könnte man sagen.

Alles in allem klingt mein Urteil jetzt vielleicht vernichtender als es sollte. Ich kann jedenfalls nicht ausschließen, hier noch mal für ein, zwei Nächte zu stehen und noch mal mit dem Fahrrad durch den Wald nach Lüneburg zu radeln. Das habe ich zwar auch dieses Mal schon gemacht, wegen der Menschenmassen im Zentrum aber nur eine kleine Runde gedreht, ohne mich in die Eisdielenschlange zu wagen.

Zum Glück hat der Brummi gegen solche Enttäuschungen immer ein, zwei Wassereis im Kühlschrank.

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