„Erstaunlich!“ sage ich, als wir aus Vincennes in Richtung Coulée verte René-Dumont radeln. „Hier kann man ja besser Fahrradfahren als letztes Jahr in Stella Plage.“ Der Coulé verte, das „grüne Band“, ist eine ehemalige Bahnlinie, die direkt ins Stadtzentrum führt. Bahntrassenradeln, nicht das Erste, an das man denkt, wenn man nach Paris reist.
Todesmutig haben wir also dem Internet geglaubt, dass es möglich sei, vom Camping Paris Est an der Marne durch den Wald von Vincennes mitten nach Paris zu fahren. Und das auch zu überleben. Nach der Anreise von Zuhause ist uns nach ein wenig Bewegung, außerdem sind wir neugierig auf die Stadt, also verlieren wir nach dem Einchecken keine Zeit, heben die Räder vom Brummi und strampeln los.
Bis auf wenige Meter können wir unbehelligt von Autos und Bussen,auf separaten Radwegen bis an die Seine und quer durchs Pariser Stadtzentrum fahren. Fast durchgehend sind die Radwege baulich von der Fahrbahn getrennt. Wo das noch nicht der Fall ist, halten uns Leitbaken den Verkehr vom Leib. Paris scheint sich entschieden zu haben, den Autos Platz wegzunehmen und ihn den Fahrrädern zu überlassen und allein dafür muss man die Stadt schon ein kleines bisschen mehr mögen, als sowieso.
Um hier heutzutage mit einem Auto rein zu fahren muss man entweder komplett verrückt sein, Stau mögen oder gern hupen..
Um einen allerersten kleinen Einblick in den Wahnsinn des Stadtzentrums zu erhaschen strampeln wir in zweiter Reihe nördlich der Seine bis in den Marais. Dort essen wir bei Tata Burger, einem offenbar queeren Burgerladen, Burger und Frites, bevor unsere Route uns durch den Schlosspark des Louvre auf die südliche Seine- Seite führt. Entlang an den zahllosen Läden der Bouquinisten am Gehweg, noch immer vor den hupenden Autos baulich geschützt, gehts zurück Richtung Osten. Als wir den Wald von Vincennes erreichen atmen wir durch.
Was ist das bitte für eine verrückte Stadt? Wie groß sind die Parks? Wie viele hunderttausende Touristen wuseln wild murmelnd zwischen den weltbekannten Sehenswürdigkeiten, alle auf der Suche nach denselben Fotos…
Morgen wollen wir uns ohne Fahrräder selbst noch tiefer ins Getümmel wagen, selbst mitwimmeln und murmeln. Und die typischen Fotos, die machen wir ganz bestimmt auch.




