“Was meinst du, warum da hinten Schilder stehen!” mault mich der Bauarbeiter an: “Weil du hier gerade nicht durch kannst. Merkst du das nicht?” Ich merke das. Und bin angemessen kleinlaut. Ich bin Komoot gefolgt, am Störkanal entlang, und das war ein Fehler. “Ja, hast Recht. Hab ich bisschen spät gemerkt…” antworte ich. “Das Schild stand da letztes Jahr schon, und da konnte man auch durchfahren.” versuche ich meinen Faux-Pas zu erklären. Werde dann aber, vollkommen zurecht, darauf hingewiesen dass jetzt aber nicht letztes Jahr ist. “Ganz am Rand lang! Und nicht da mitten rein latschen!” bekommen ich als Anweisung mit auf den noch nicht gebauten Weg. Dann darf ich weiterschieben.
Die Kolonne baut gerade, aus feinem Sand und einem grauen Pulver, das mir nach Beton aussieht, die Grundlage des neuen Störkanalradwegs, und weil ich nicht samt E-Bike im Kanal verschwinden und nie wieder auftauchen will, halte ich mich an die Ansage und schiebe, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen, noch ein ganz schönes Stück immer brav am Rand längs. Die Sand- Beton- Mischung hat die Fahrradräder zugesetzt. Wenn ich jetzt durch eine Pfütze muss habe ich Betonreifen.
Ausgerechnet jetzt, denke ich, muss ich Depp hier in sowas rein geraten. Ausgerechnet dieses eine Mal, wo in meinem Urlaub jemand auf mich wartet. Jemand, von dem ich weiß, dass er Wert auf Pünktlichkeit legt. Und ich Depp schiebe mein tonnenschweres Fahrrad auf Betonreifen durch sacktiefen Sand. Zurück, noch mal an Bob dem Baumeister mit seinen Maschinen vorbei, traue ich mich nicht. Außerdem wäre das noch viel weiter. Also muss ich hier durch.
Insgesamt ist das irgendwie kein so guter Fahrradtag. Erst bin ich losgefahren, Guthäuser gucken, die ich mir aus der Adventure- Lab- App gepult und zu einer Komoot- Runde geknetet hatte. Dann hatte ich nach ein paar Kilometern bemerkt, dass es doch sinnvoll gewesen wäre, mit vollem Akku loszufahren. Hier, zwischen den sanften Hügeln, wäre eine Rückfahrt auch ohne E am Bike jederzeit problemlos möglich, aber ich bin ja verwöhnt und hatte deshalb ein wenig Tempo rausgenommen und Energie gespart.
Auf halber Strecke war dann, womit ich tatsächlich gar nicht mehr gerechnet hatte, eine Verabredung zur Kaffeezeit möglich geworden und ich steckte in einer „möglichst zeitig zurück aber dabei auf den Akku gucken“ – Problematik. Ich kürzte also die Strecke so ab, dass ich den Rückweg gut einschätzen konnte und kachelte, vorbei an Rentnern und Raps, zurück zum Auto.
Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellen sollte, denn während ich gerade aus der Dusche kam, konkretisierte sich die Kaffeeverabredungszeit auf X+45 im 25 Fahrradminuten entfernten Plate. Locker zu schaffen, dachte ich, ohne die Sache mit dem Radwegebau zu ahnen, und feuerte des E-Bike-Ladegerät an, schnell ein bisschen Rückenwind zu bunkern. Andererseits: man spart natürlich Akku, solange man schieben muss.
Ich habe dann nicht mehr auf die Uhr gesehen, wie viel zu spät ich war. Ich habe versucht, meine Verspätung zu entschuldigen, und erklärt, dass mir echt viel zu spät aufgefallen ist, dass ich viel zu weit in diese Sackgasse geradelt war, und dass mir das erst so richtig klar wurde, als der Bauarbeiter mir sehr deutlich gesagt hat, dass ich falsch abgebogen bin und zusehen soll, dass ich aus seiner Baustelle komme. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass mir das auf dem Radweg am Störkanal nicht zum ersten Mal passiert ist…

















